Verkehr
A Schienenverkehr (am Beispiel ÖBB)
Es gibt heute schon kaum einen Bereich des Schienenverkehrs, der nicht dem digitalen Transformations- und Innovationsprozess unterworfen ist. Außer vielleicht das Essen, das im Reisezug angeboten wird. Oder die Zugbegleiter, die immer noch Echtpersonen sind und keine Roboter. Aber selbst die Menüs werden zuvor per Computer erfasst und der Schaffner bedient sich österreichweit eines smarten iPads, über das er allerlei nützliche Infos jederzeit abrufen kann.
Die wichtigsten Technologietrends im Überblick:
1. Vernetzung
Die Bahn wird immer mehr Teil einer europaweiten Auslegung des Netzes. Verbindungen müssen per Computer koordiniert, technische Normen abgeglichen, telemetrische und logistische Daten bereit gestellt werden.
2. Sicher, pünktlich, schnell
Der sicheren Fahrt liegt das Europäische Zugssicherungssystem zugrunde, das die Triebwagenführer bei der Überwachung der Geschwindigkeit und Fahrtstrecke unterstützt. Mithilfe neuer Technologien werden bereits einige Flughafenbahnen und U-Bahnen im automatisierten Fahrbetrieb gehalten (z.B. Nürnberg, München, Barcelona, New York), die ohne Personal am Zug auskommen. Die automatische Zugsicherung kontrolliert die Einhaltung der Geschwindigkeit und Abstände. Die Zugsteuerung fährt den Zug nach Fahrplan mit allen Zwischenhalten und kontrolliert die Türsysteme. Die Zugüberwachung prüft alle Fahrstraßen und Zugfahrten im Netz und gibt Informationen an die Leitstelle aus. Neben steigender Energieeffizienz und Streckenkapazität werden so auch die Personalkosten reduziert.
In Österreich entsteht Europas erste Testumgebung für selbstfahrende Züge auf offener Strecke. Die Teststrecke zwischen Friedberg (Stmk.) und Oberwart (Bgld.) ist 25 Kilometer lang. In Zukunft wird es aller Voraussicht nach, keine Lokführer mehr geben (müssen)!
3. Big Data
Bei Schienenverkehr entstehen Millionen Daten im laufenden Betrieb. Züge melden ihre Position bei Kontrollpunkten auf der Strecke, was für diverse Prognosen (z.B. wann kommt der Zug an?), Sicherheit und Innovationen wichtig ist. Hinzu kommen Daten zu Gütern, Reisenden, Vertrieb, Fahrzeuginfos, Instandhaltung, Wetterlage, GPS-Daten, u.v.m. Auf Basis offener Daten (Open Data) werden neue Software-Lösungen und Angebote für Kunden entwickelt sowie neue Geschäftsfelder eröffnet.
4. Applikationen
Bahnkunden sollen von der Buchung bis ans Ziel mit Hilfe von Apps, digitalen Services via Handy oder Computer, aber auch vor Ort am Bahnhof alle für sie notwendigen Informationen abrufen können.
5. Multicopter unterwegs
Schon heute prüfen High-tech-Drohnen Bahnstrecken auf ihre Sicherheit, z.B. Bäume an Bahntrassen samt Gesundheitszustand, Zustand von Schienen und Weichen (Metallzustände bei Korrosion und wetterbedingte Zustände). Die Luftaufnahmen werden dann mit weiteren Geo-Daten Verknüpft. Weitere Anwendungsfelder: Gebäudeinspektion (Bahnhofsdächer, Brücken, Werksanlagen) und Bauplanung.
6. 3D-Drucker
Die 3D-Technologie revolutioniert auch die Bahn und macht z.B. mit Hilfe gedruckter Ersatzteile die Instandhaltung „on time“ möglich – und günstig. So kommen schon heute manche Zugteile aus dem 3D-Drucker, u.a. Kleiderhaken, Schwingheben, Lüftungsgitter, Kabelkästen oder Staubschutzklappen.
7. BIM-Bauwelt
Das Building Information Modeling begleitet auch in der Welt des Schienenverkehrs die Projektierung, Planung und den Bau von Bahnstrecken mit allen Brücken, Tunneln, Bahnhöfen sowie technischer Ausrüstung von der ersten Idee bis zu Betrieb und Instandhaltung. Erst digital, dann real bauen.
8. Umfassende Logistik
Digitale Speditionen und Transportsysteme sparen Zeit, Geld und Papier. Die Transparenz ermöglicht den Kunden in Echtzeit zu verfolgen, wo ihre Ware und in welchem Zustand diese gerade ist. Neu entwickelte Algorithmen werden erledigen, was Disponenten (Menschen) heute kraft ihres Wissens und ihrer Erfahrung leisten – und diese sicher übertreffen.
9. Robotik im Einsatz
Autonome Roboter werden künftig mehr Aufgaben in der Produktion und im Warenlager übernehmen oder an für Menschen gefährlichen oder unzugänglichen Orten völlig eigenständig bestimmte Situationen meistern. Hier kommt die Telemanipulation ins Spiel, mit der sich Roboter über weite Distanzen hinweg steuern lassen.
10. Neue Arbeitswelten
Die meisten Mobilitätsanbieter setzen auf junge Unternehmen und Start-ups. In speziellen Labs, Mindboxes und Denkfabriken entstehen neue Geschäftsmodelle. Die Bahn schafft neue Arbeitsplätze und führt bestehende Mitarbeiter an neue Arbeitsbedingungen heran.
11. Leuchtende Bahnsteige und intelligente Wegleitsysteme, Fiber Optic Sensing (Glasfaserkabel als Mikrofon), sensorbasierte Identifikation von Fehlerursachen und die Prognose potentieller Störungen, künstliche Intelligenz in Zügen und Bahnhöfen – mithilfe von smarter Infrastruktur der Zukunft werden Ausfälle vermieden, der Wartungsbedarf reduziert und Kosten gesenkt.
© Fotos Alps Residence (Annenheim)
© andere Fotos Stefan Mericka