Taschengeld
In Österreich geht man davon aus, dass Kinder und Jugendliche von ihrer Familie Taschengeld bekommen. Du auch ?
Wenn dir deine Eltern einen gewissen Geldbetrag entweder monatlich oder wöchentlich geben, dann sind sie davon ausgegangen, dass du dadurch den Umgang mit Geld lernst. Das war zu der Zeit, als sie selbst noch Kinder und Jugendliche waren. Heute mag das in vielen Familien etwas anders sein. Auf der einen Seite ist dieses Extrageld oftmals nicht mehr leistbar, weil das Einkommen der Eltern nicht für solche Ausgaben ausreicht. Auf der anderen Seite haben viele von Euch geradezu unverschämt hohe Geldbeträge zur Verfügung, sodass der Realitätssinn, was Dinge so kosten, verloren geht.
Es geht hier nicht um die Höhe des Taschengeldes (dazu gibt es jede Menge Ratschläge im Internet). Es geht nicht darum, ob es dir zusteht (manchmal kannst du es verlangen, aber es wird trotzdem keines geben) oder was du damit anstellst (das wird hier das Thema sein). Es geht auch nicht um die Zuwendungen für besondere Leistungen z.B. für gute Noten in der Schule. Es geht auch nicht um Sonderzahlungen zum Geburtstag oder Weihnachten. Hier gehen die Betrachtungen davon aus, dass du zumindest einen gewissen Geldbetrag zur Verfügung hast. Und die Frage ist, was du damit machst.
Das Erlernen eines eigenverantwortlichen Umgangs mit Geld soll dir helfen,
· selbständig mit Geld umzugehen,
· den Zusammenhang von Geld und der erforderlichen (Arbeits-)Leistung zu erkennen,
· Sparen als effizientes Konzept der Bedürfnisbefriedigung zu begreifen,
· einen persönlichen Haushaltsplan zu erstellen und zu verwalten.
Spätestens mit 14 Jahren solltest du ein eigenes Konto besitzen, auf das Taschengeld oder selbstverdientes Geld aus einem kleinen Job eingezahlt werden kann. Eltern können dir per Dauerauftrag das (monatliche) Taschengeld überweisen. Girokonten für Jugendliche werden meistens so eingerichtet, dass das Konto auf keinen Fall überzogen werden kann, und dort können auch keine Schulden entstehen. Ein eigenes Konto bei einer Bank oder Sparkasse gibt dir die Chance, wichtige Dinge im täglichen Umgang mit Geldgeschäften selbständig zu erlernen (wie sieht ein Kontoauszug aus, wie fülle ich einen Überweisungsauftrag aus, wie kann ich Bargeld vom Konto beheben oder darauf einzahlen) - und motiviert auch zum Sparen. Banken und Bau-sparkassen bieten jede Menge Produkte an. Sind es zuerst noch ausschließlich Sparprodukte wie Sparbücher, so bieten sie doch auch Konten an, die Gratiskonten sein sollten.
Es wird für dich am Anfang sicher eine große Herausforderung sein, dich zu einem vorausschauenden Menschen mit planerischem Denken zu entwickeln. Die Verführungskünste der Bankinstitute sind unbegrenzt, sie versprechen dir auf dem Papier Vieles, was dir auf dem ersten Blick vernünftig erscheint, sich aber in der Praxis als unnötig, schön aber unbrauchbar oder ganz einfach nicht auf dich bezogen als notwendig erweist. Nachfragen, abwägen, vergleichen lohnt sich auf jeden Fall.
Das Sparbuch
Deine Elterngeneration hat sicher ihr gespartes Geld in Form von Sparbüchern angelegt. Da war das Geld sicherer vor Verlust als unter der Bettmatratze oder im Sparstrumpf hinter der Wäsche im Kasten (diese Aufbewahrungsformen hat es tatsächlich gegeben!). Das Geld, das in dieser Form den Banken zur Verfügung gestellt wurde, hat über den Effekt der Sparzinsen nach einem Jahr einen gewissen Ertrag ergeben. Damit war man lange zufrieden. 3 bis 5 Prozent versprachen eine solide Geldvermehrung ohne besonderes Risiko und bei relativ hoher Sicherheit, dass das Geld nicht verloren geht. Im Laufe der Zeit har sich aber die Wirtschaft verändert und in den letzten beiden Jahren haben die Banken die Zinserträge auf mickrige 0, xxx Prozent reduziert. Das ist zwar noch kein Beinbruch, weil der eingezahlte Geldbetrag auf dem Papier ja noch vorhanden war, aber halt kein Zuwachs stattgefunden hat. Mangels besserer Kenntnis wirtschaftlicher Zusammenhänge (eine realistische Wirtschaftskunde wird nur in den wenigsten Schulen unterrichtet) kennen heute viele Menschen den Effekt der Inflation nicht oder haben darauf vergessen. Was bewirkt der: Angenommen, du hast € 100,-- auf deinem Sparbuch mit einer Verzinsung von 0,125% (Durchschnitt 2017). Dann erhältst du nach einem Jahr € 100,125. Du vertraust deiner Bank dein Geld an und erhältst dafür 12,5 Cents! Was kannst du dir heute dafür kaufen? Dazu kommt aber noch die Inflationsrate von ca. 1,75% (Stand 2017). Wenn du dir am 2. Jänner noch Sachen um € 100,-- kaufen konntest, kannst du dir am 31.12. des gleichen Jahres nur mehr Sachen um € 98,25 kaufen. Du bekommst also in Wirklichkeit weniger für dein Geld als vorher! Du wirst sagen, na ja, das sind ja nur € 1,75 weniger, das ist ja kein enormer Betrag. Mag sein, aber wenn du das gleiche System bei einem Betrag von € 1.000,- durchrechnest, dann fehlen dir am Jahresende schon € 17,50 und dafür kannst du schon ein gutes Essen mit einem guten Burger bekommen! Verstanden?
Fazit: Du solltest daher daraus lernen, ohne schmerzliche Selbsterfahrungen mit eigenem Geld durchmachen zu müssen: Solange die Sparbuchzinsen, die dir angeboten werden, unter der Inflationsrate liegen, ist Geld auf einem Sparbuch ein Verlustgeschäft. Und da musst du kein Hellseher sein, sondern nur eine einfache Rechenoperation (Prozentrechnung) ausführen.
Das eigene Bankkonto
Manche Produkte klingen nicht nur nett, sondern bieten in der allgemeinen Zinsflaute auch besonders nette Sparzinsen, die allesamt 2,5 oder gar 3 % Zinsen versprechen. Die Grundausstattung umfasst dann zumindest die kostenlose Kontoführung, eine kostenlose Bankkarte (für Kontoauszüge und Geldbehebungen am Ausgabegerät) und kostenloses eBanking. Zudem besteht keine Überziehungsmöglichkeit. Häufig werden auch niedrige Tages- oder Wochenlimits für Behebungen angesetzt. Achtung, potentiell gibt es dennoch die eine oder andere Kostenfalle. Einige Banken verlangen etwas für Änderungen bzw. Löschungen von Daueraufträgen oder Lastschriften. Und zwar – wie üblich – am Schalter mehr, als wenn man´s online tut. Mitunter kann auch die Zusendung von nicht abgeholten Kontoauszügen, Rückleitungsspesen mangels Deckung, die Bareinzahlung auf ein Fremdkonto, die Besorgung einer neuen Bankkarte nach Verlust oder auch Bankomatabhebungen im Ausland ungeahnte Kosten verursachen.
Die Unterschiede liegen in der verschiedenen Laufzeit (z.B. bis maximal zu deinem 19. Lebensjahr) den verschiedenen Maximalbeträgen, die du darauf einlegen darfst (durchschnittlich bis € 1.000,--), höhere Zinsversprechungen am Beginn der Laufzeit (doch schon bald sinken die Zinsen wieder auf ein Normalniveau und du hast nichts mehr davon) und verschiedenen Zusatzleistungen. Dazu gehören laufende wechselnde Goodies wie
· Sicherheitspaket bei Kartenverlust. Du wirst dich in Zukunft sowieso besser um dein Eigentum kümmern müssen, als du bislang gewohnt warst, weil du selbst dafür verantwortlich sein wirst – also nur bedingt notwendig.
· Clubvorteile. Was dir im Rahmen eines Clubs angeboten wird, solltest du genau untersuchen. Da sind oft Angebote dabei, die du vielleicht nur bedingt nutzen wirst, und da wird das Clubangebot schon relativ.
· Gratis Unfallversicherung. Klingt gut, aber du bist in 99% der Fälle im österreichischen Versicherungssystem bei deinen Eltern mitversichert. Was sollte dir dann eine zusätzliche Versicherung bringen?
· Bonuspunkteprogramm. Alle Bonuspunktsysteme sind so beschaffen, dass du erst möglichst viele Punkte sammeln musst, um in den Genuss – manchmal zweifelhafter – Goodies zu kommen. Du lieferst dich dieser Bank aus, in gutem Glauben, dass es dir irgendwann einmal einen Vorteil bringen könnte. Bis du dann die entsprechende Punktezahl erreicht hast, hast du entweder das Programm vergessen, bis altersmäßig herausgewachsen oder hast dir andere Prioritäten gesetzt.)
· Rucksäcke, Eröffnungsgeschenke, Apps für dein Smartphone und ähnliches. Dafür brauchst du eigentlich keine Bank, du begibst dich allerdings schon frühzeitig in eine gewisse Abhängigkeit, die du dir besser überlegen solltest.
Karte und PIN – Schlüssel zum Konto
Zum Girokonto gibt’s meistens eine Bankomatkarte, bei einem Jugendkonto müssen deine Eltern dem zustimmen. Damit können z. B. Auszüge am Kontoauszugsdrucker gedruckt werden. Es kann Bargeld am Geldautomaten abgehoben und bargeldlos eingekauft werden. Das geht auf zwei Wegen: mit der PIN, einer persönlichen Geheimzahl zur Karte, oder durch Unterschrift. Die Abkürzung PIN steht für „Persönliche Identifikationsnummer“. Dahinter versteckt sich eine meist vierstellige Zahlenkombination. Sie wird über ein Tastenfeld am Automaten eingegeben. Auch manche Geschäfte fordern beim Einkauf mit der Karte die PIN. Wichtig: Diese Nummer auswendig lernen, immer geheim halten und niemandem zeigen!
Viele Geldinstitute statten die Bankomatkarte zusätzlich mit einem Chip aus. Dieser beinhaltet weitere Funktionen, z. B. die Geldkartenfunktion. Sie ermöglicht es, einen Geldbetrag auf den Chip zu laden und dann kleinere Beträge z. B. am Kiosk oder beim Lösen eines Fahrscheins aus diesem „elektronischen Portemonnaie“ zu bezahlen. Doch Achtung: Wer die Karte verliert, verliert auch den Betrag, der auf dem Chip gespeichert ist.
Kontaktloses Bezahlen funktioniert entweder über Bankomatkarten, Smartphones oder Kreditkarten. Wenn deine Karte oder dein Smartphone entsprechend ausgerüstet ist, kannst du in einigen Geschäften bezahlen, indem du Karte oder Handy einfach an das entsprechende Bezahlterminal hältst. Teilweise musst du die Karte vorher aufladen, teilweise wird der Betrag direkt vom Konto abgebucht.
Kreditkarten
Kreditkarten werden von Kartengesellschaften ausgegeben. Im Gegensatz zur Zahlung per Bankomatkarte werden Zahlungen per Kreditkarte nicht sofort vom Konto abgebucht, sondern zunächst von der Kartengesellschaft gesammelt. Die Abrechnung der Summen erfolgt meist monatlich. Die Gesellschaft gewährt ihren Kunden also bis zur Begleichung der Summen einen Kredit. Speziell für Jugendliche gibt es Kreditkarten, die nur auf Guthabenbasis geführt werden: Ist kein Geld auf dem Konto, kann mit der Kreditkarte auch nicht gezahlt werden.
Der Kontoauszug
Kontoauszüge gibt es mit der Bankomatkarte am Kontoauszugsdrucker, online zum Download oder im elektronischen Postfach deiner Sparkasse oder Bank. Auf ihnen sind sämtliche Buchungen vermerkt. Mindestens einmal monatlich sollte das eigene Girokonto überprüft werden. Wer feststellt, dass das Konto zu Unrecht belastet wurde, sollte sofort mit den Eltern oder einem Mitarbeiter des Geldinstituts sprechen. Denn binnen 8 Wochen lassen sich Lastschriften rückgängig machen.
Fazit: Du wirst in Zukunft nicht ohne ein eigenes Bankkonto auskommen, denn die Zahlungsmodalitäten werden danach verlangen. Prüfe die Angebote der Banken redlich, vergleiche penibel jede Verlockung und entscheide nach bestem Wissen. Du kannst davon ausgehen, dass dich die Bank auf ihre Seite ziehen möchte, weil sie weiß, dass du zu bequem sein wirst, sie wieder zu wechseln, wenn du draufkommst, wie du abgezockt wirst.
Die Bausparkassen
Die nächstbeste Anlageform sind die Bausparkassen. Sie bieten Produkte für Jugendliche an. Und auch ihnen ist die „fette Phase“, also die gute Verzinsung, nur im ersten Jahr oder den ersten sechs Monaten zu haben. 2% bis 3% sind am Anfang einer Einzahlungsperiode von insgesamt 6 Jahren möglich, danach geht es variabel weiter, was in der derzeitigen Zinslage kaum mehr als die Untergrenze bedeutet, die bei 0,2 bis 0,25% liegt. Dazu kommt freilich noch die staatliche Prämie in Höhe von 1,5%. Du sparst monatlich oder jährlich einen gewissen Betrag an, durchschnittlich € 30,-- pro Monat bis max. € 1.200,-- pro Jahr, um die staatliche Prämie zu erhalten.
Fazit: Diese Sparmöglichkeit ist zwar auch nicht gerade berauschend, aber immerhin eine recht sichere Anlageform, mit vertraglich fixierten Zinsen und der staatlichen Beteiligung am Erfolg. Die tatsächliche Gesamtverzinsung, je nach Einzahlungshöhe, lässt sich auf den Homepages sämtlicher Bausparkassen online errechnen. Das Gute daran mag aber sein, dass du am Ende der Sparphase in der Regel einen günstigen Kredit beantragen kannst, der dir etwa bei der Finanzierung einer Wohnung helfen kann.
Längerfristiges Anlegen
Hier zahlt sich die Information aus, wenn man wohlgesonnene Familienmitglieder, Tante, Onkeln hat, die sich zu gegebenen Zeiten bei dir sinnvoll erkenntlich zeigen wollen. Wenn deine Geldquellen für dich längerfristig Geld anlegen wollen, damit du dir später ein Auto, fürs Studium, für eine Wohnung, o.ä. kaufen kannst, gibt es fondsorientierte Lebensversicherungen. Diese Anlagenformen sind allerdings nicht in erster Linie für dich zum frühen Zeitpunkt deiner Karriere zu empfehlen, denn dazu gehört auch eine gesunde Portion von Fachwissen.
Fazit: Bevor dir zum Geburtstag oder zu den verschiedenen Festen Gutscheine oder Bargeld für vergängliche Werte angeboten werden (z.B. Kleidungsgutscheine, Essensgutscheine, Kinogutscheine, …) bitte deine Spender um dauerhaftes Investments in deinem Sinn. Bekannt sind auch Tanten und Omas, die ihren Sprösslingen jedes Jahr einen kleinen Golddukaten ins Säckchen stecken. Jedes Jahr ein Dukaten macht am Beginn der Volljährigkeit auch schon einen schönen Betrag aus, ganz abgesehen davon, dass es sich im Sinne der Risikostreuung auch lohnen kann, einen Teil seines jetzt schon „Vermögens“ in Gold anzulegen.
Noch ein offenes Wort zum Schluss
In einer Familie sollte, so weit es geht, offen und ehrlich über Geld und die bestehende finanzielle Situation geredet werden. Erst recht, wenn das Geld sehr knapp ist, weil etwa ein Elternteil arbeitslos ist oder ein Kredit abbezahlt werden muss. Miete, Wasser, Strom, Telefon, Lebensmitteleinkäufe: Du musst lernen, dass Geld in erster Linie für den Lebensunterhalt zuständig ist - und nicht als Mittel zur Erfüllung deiner Wünsche dient.
© Fotos Alps Residence (Annenheim)
© andere Fotos Stefan Mericka