Zukunftsvisionen

 

Allgemein stimmt schon, dass du gewisse Sachen, Themen, Fakten kennst. Das gehört zu einer gewissen Allgemeinbildung. Die kannst du dir im Laufe der Zeit selbst aneignen, wenn du Zeitungen, Bücher und Magazine liest und dich über die unterschiedlichsten Medien weiterbildest und informierst. Dieses Allgemeinwissen bringt dir auch zeitliche Vorteile, weil du im gegeben Fall nicht lange Zeit hast, gewisse Dinge zu recherchieren.

 

Trotzdem ist es in der digitalen Welt weniger wichtig, was du weißt, welche Fakten du kennst, denn die kannst du heute von deinem Handy jederzeit recherchieren. Es ist wichtiger, wie du denkst, und ob du in der Lage bist, Informationen richtig zu finden, zu researchen, zu verstehen, zu analysieren und zu kombinieren. Diese Fähigkeiten lernst du leider nicht in den meisten Schulen, denn die sind geprägt davon, dass du etwas auswendig lernst und nachbetest. Vor 20, 30 Jahren war das wichtig, denn Wissen war nicht überall verfügbar und auch teuer. Aber heute hast du die meisten Fakten in deinen Fingerspitzen durch Tippen am Handy. Auf der anderen Seite hast du aber zu viele Informationen. Damit wird die Verarbeitung und Kombination des Wissens die größere Herausforderung in der Zukunft.

 

Der Ist-Zustand:

 

Im August 1991 ging die erste Website der Welt online, Facebook startete 2004, der Erfolgszug der Smartphones begann mit der Einführung des iPhones 2007. Die digitale Revolution ist noch lange nicht zu Ende. Der digitale Wandel wird die Geschäftsmodelle der Zukunft grundlegend ändern und es wird gut sein, wenn du vorne dabei bist.

 

Um die Zukunft zu verstehen wirst du dich mit den jetzt schon gängigen Gesellschaftsmustern auseinandersetzen müssen. Dazu gehört vor allem, was mit deinen Nutzerdaten im Netz passiert.

  

 

 

Die meisten Menschen wissen heutzutage, dass das Durchforsten des Internets keine Privatangelegenheit ist und jeder Besuch, jede Recherche und jeder Kauf eines Produkts auf einer Website von mehr als nur einem Unternehmen mitverfolgt wird. Personalisierte Werbung wird von vielen als „praktisch“  gesehen. Wenn einem dann wochenlang nach der Buchung und Absolvierung einer Reise eine Werbung für „Hotels in Thailand“ angeboten wird, ärgern sich viele sogar darüber, dass das Internet so dumm sei und nicht wisse, dass sie bereits aus dem Thailand-Urlaub zurück sind.

 

Dabei kann es sein, dass man aufgrund von Datenspuren, die man beim Kauf hinterlassen hat, viel mehr für die Reise bezahlt hat, als der Zimmer-Nachbar in Thailand und man ohne sein Wissen in die digitale Schublade eines „zahlungskräftigen“ Konsumenten geschickt wurde.

 

Wenn wir im Netz eine Reise kaufen, rechnen im Hintergrund Algorithmen aus, ob wir PC oder Mac  benutzen, aus welchem Land wir kommen und vieles mehr. Diese Vorgänge bezeichnet man als „Tracking“, was so viel wie „Verfolgen“ bedeutet. Anhand der Profile können dann Preise unterschiedlich berechnet werden.

 

Was bei Urlaubsreisen, die man ein- bis zweimal im Jahr antritt, vielleicht noch nicht so sehr ins Gewicht fällt, kann in anderen Lebenssituationen plötzlich ganz andere Auswirkungen haben. Etwa dann, wenn man gerade auf Jobsuche ist, und man aufgrund seines Alters oder Geschlechts oder weil man schlichtweg in der falschen Stadt lebt gewisse Anzeigen von Positionen gar nicht erst angezeigt bekommt. Der Telefonanbieter Verizon schaltet z.B. Jobanzeigen nur für eine bestimmte Altersgruppe und einen bestimmten Wohnort frei. Nur Facebook-Nutzer zwischen 25 und 36 Jahren, die sich für Finanzen interessieren und in der Hauptstadt leben, haben das Jobinserat zu Gesicht bekommen.

 

Noch heikler wird es, wenn man plötzlich keinen Kredit bekommt, weil man im falschen Viertel wohnt, auf Facebook mit den falschen Freunden befreundet ist oder der Antrag abgelehnt wird, weil mitprotokolliert wurde, wie man den Online-Kreditantrag ausgefüllt hat. Banken greifen bei der Berechnung der Kreditwürdigkeit auf umfangreiche Daten über Online-Verhalten zurück.

 

Man kann sich das Machtungleichgewicht zwischen datensammelnden Firmen und Einzelpersonen vorstellen wie beim Pokerspiel. Die eine Seite hat die Karten verdeckt, die andere muss mit offenen Karten spielen. Es wird immer die Seite verlieren, deren Karten aufgedeckt liegen. Wie beim Pokern können Firmen das gesammelte Wissen gegen dich verwenden. Sie können die Handlungen von Internet-Usern besser beeinflussen, manipulieren, sie austricksen oder einfach das meiste aus ihnen herausholen. Das könnte dann etwa dazu führen, dass jemand bestimmt Produkte wie die vorhin angesprochene Urlaubsreise überteuert kauft, aber am Ende auch eine gewisse Partei wählt, die seine Interessen gar nicht vertritt.

 

Derartige Entwicklungen lassen sich unter dem Schlagwort „Überwachungskapitalismus“ zusammenfassen. Die größten Datensammler sind dabei die Online-Portale Facebook, Instagram und Google, die wegen ihrer Praktiken immer wieder in Verruf geraten sind. Aber auch Wirtschaftsauskunfteien und Datenhändler haben digitale Profile von Milliarden von Internet-usern. Die Daten werden häufig miteinander verknüpft, weil sie von den einzelnen Unternehmen zugekauft und in die eigene Datenbank integriert werden. Am Ende weiß man als Nutzer gar nicht mehr, wer eigentlich was über einen weiß und welche Algorithmen über einen anhand von welchen Daten Entscheidungen für einen treffen.

 

Wie könnte die Zukunft aussehen ?

 

Viele Institutionen und Menschen erkennen die Chancen einer völlig neuen Leistungsgesellschaft zu wenig und sind in ihrer „Industrieabhängigkeit“ stehen geblieben. Sie sehen in der Dienstleistung zumindest teilweise etwas Minderwertiges und übersehen, dass heute schon 75 Prozent der Beschäftigten in der Dienstleistung tätig sind. Es geht bei dieser Entwicklung nicht um „dienen“, sondern um wissen, informieren, beraten, betreuen, erklären, helfen, pflegen, organisieren, sich um etwas kümmern, Probleme lösen, für andere da sein auf relativ hohem Ausbildungsniveau. Das wird zur grundlegenden Ressource für die Gesellschaft, zum Potenzial für den Arbeitsmarkt und zur Jobchance für den Einzelnen. Der Einzelne muss daher in den Ausbildungen in die Lage versetzt werden, für andere etwas Wertvolles, für sie Gewinnbringendes zu tun. Seien es anwendergerechte Einschulungen und Hilfsleistungen, für die es Bedarf gibt.

 

Keine Frage,  die Industrialisierung 4.0 wird zunächst mehr Arbeitsplätze kosten als sie schafft. Das wird sich über Dienstleistungen, die Menschen ausführen werden, ausgleichen lassen.

 

Total digital

 

Wohin man dieser Tage schaut, womit sich Politik, Gesellschaft und Wirtschaft beschäftigen, eines ist sicher: Die Digitalisierung ist ein dominantes Thema. Die meisten Unternehmen erwarten sich hier Effizienzsteigerung, Optimierung von Serviceprozessen oder neue Geschäftsmodelle. Sie hat drei Aspekte:

 

            Smart Production – die digitale Fabrik

            Smart Products – Intelligente Produkte

            Smart Services – die aus intelligenten Produkten heraus entwickelt

werden.

 

Schlagworte wie AI (Artificial Intelligence, künstliche Intelligenz), Internet der Dinge (IoT) oder Predictive Analysis (Voraussagende Analysen) werden in Zukunft noch öfter verwendet werden. Daher solltest du dich möglichst bald auch mit diesen Begriffen auseinandersetzen.

 

In der Schule wird es zu einer Weichenstellung kommen. Wissensvermittlung und Persönlichkeitsentwicklung werden gleichwertige Bildungsaufgaben sein. Neben bestimmten Fähigkeiten geht es in Zukunft darum, zu lernen, Empathie zu leben und Bedürfnisse zu erkennen.