Eigene Werte
Du bekommst immer wieder Schlagworte wie „Werte“, „Wertekanon“, „verbindliche Werte“ an den Kopf geworfen. Weißt du eigentlich, was diese Worte bedeuten können und was die – zumeist Erwachsenen – damit meinen?
Für Christiano Ronaldo ist es ein Wert, möglichst viele Tore für seinen Verein zu erzielen. Um diesen Wert „guter Torschütze“ zu leben muss er einige Dinge sowohl körperlich als auch mit Hirn richtig machen. Aber er handelt in diesem Sinn, möchte dieses Ideal jedes Jahr erreichen und sieht das als grundlegend positive Eigenschaft seines Sportlerdaseins.
Freiheit ist auch so ein Wert. Viele Menschen auf der Welt möchten ihr Leben frei von den unterschiedlichsten Zwängen gestalten können. Seien es politische Freiheiten (sie dürfen z.B. demonstrieren gehen), Freiheit zur Meinungsäußerung (du darfst z.B. in einer Schülerzeitung deine Meinung vertreten), die Freiheit das zu tun, was dir Freude macht (z.B. Sport betreiben), die Freiheit zu entscheiden womit du dein Geld verdienst (z.B. gibst du deinen Freunden Nachhilfe in Mathematik!).
Du solltest dir einmal Gedanken darüber machen, welche Werte für dich wichtig sind, welche Wegweiser du zu deiner Lebensplanung aufstellst, und in welche Richtung du deine Energie und Zeit investierst. Verhältst du dich im Sinne dieser Wertvorstellungen, dann wirst du dich rasch in Gruppen von Gleichgesinnten finden, die dir die Integration, das Einfinden in der Gesellschaft erleichtern.
Die Erwachsenen werden dir unzählige Werte vorgeben können: Liebe, Sicherheit, Spaß, Macht, Ordnung, Toleranz, Glück, Disziplin, Ehrlichkeit, Erfolg, Nächstenliebe, Wohlstand, Freiheit, Gesundheit, Zuverlässigkeit, Gerechtigkeit, Abenteuer, Freundschaft, Treue, Frieden, und viele mehr. Einige davon wirst du nicht beeinflussen können (z.B. lässt sich Glück nur schwer erzwingen), andere kann man begreifen und leicht danach handeln (z.B. Ordnung halten).
Deine Eltern, Verwandte, Personen, mit denen du längere Zeit verbringst, oder Lehrer können dir Wertvorstellungen vorgeben und vorleben. Von ihnen lernst du am ehesten, welche Werte du verwirklichen willst und auch sollst. Sicher hast du auch jetzt schon Werte, denen du mehr oder weniger bewusst folgst, die du dir selbst erarbeitet hast (z.B. Hilfestellung für Menschen in deinem Umfeld, die deine Unterstützung brauchen). Manchmal sind Werte auch entgegengesetzt, aber da musst du eine Entscheidung treffen, welcher Wert dir wichtiger ist.
Du kannst dir heute einmal deine eigenen Werte, nach denen du dein Leben in Zukunft ausrichten möchtest, überlegen. Die sollen für dich richtige Leuchttürme in deinen nächsten Jahren sein. Das heißt aber nicht, dass du im Laufe der Zeit draufkommen kannst, den einen oder anderen Wert auch zu ändern. Vielleicht hat sich deine Umgebung geändert, die Menschen um dich herum sind andere geworden, deine Prioritäten, was du zuerst machen willst, haben sich geändert. Es ist kein Problem, wenn du nach einiger Zeit, diese Werte nochmals überprüfst und eventuell anpasst.
„Wenn du wissen willst, ob du etwas wirklich verstanden hast, musst du es aufschreiben. Darüber zu reden ist zu wenig!“ Diese Weisheit haben schon viele benutzt, wahr ist sie aber dennoch auch für dich. Warum ist es wichtig, dass du deine Werte einmal erkannt und festgelegt hast?
· Es erleichtert dir, Entscheidungen zu treffen, weil du dich an jenen Wert erinnern wirst, dem der - deiner Meinung nach – richtigen Entscheidung am nächsten kommt. Mache ich zuerst meine Hausaufgaben, weil das meinen Wert „Erfolg“ verbessert oder spiele ich ein Spiel am Computer, weil es für meinen Wert „Spaß“ steht.
· Du kannst damit eine Reihenfolge ordnen, was dir sehr wichtig, eher wichtig und vielleicht erst zuletzt wichtig erscheint.
· Diese Reihenfolge hilft dir, deine Zeit entsprechend einzuteilen und sinnvoll zu nutzen. Zuerst machst du das, was für dein Weiterkommen unbedingt notwendig ist, und dann jenes, was du in ungenutzter Zeit tun kannst.
· Ganz wesentlich wirst du erkennen, dass dir erreichte oder umgesetzte Werte Zufriedenheit und Freude machen können. Ist es nicht schön, wenn du etwas Erreichtes einfach abhaken kannst?
· Nach einiger Zeit helfen dir diese aufgeschriebenen und vorgenommenen Werte den Sinn deiner Arbeit zu finden. Wofür mache ich das? Warum lerne ich diese Kapitel im Buch? Wofür brauche ich diese Formel in Mathematik? Weil ich weiß, dass der Tag kommen wird, an dem ich stolz sagen kann: „Das weiß ich, das kann ich!“
Jetzt gebe ich dir eine große Zahl von Werten an, die man bei uns als solche bezeichnet:
Abenteuer Abwechslung Achtsamkeit Aggressivität Ahnung Akribie Aktivität Akzeptanz
Anerkennung Angemessenheit Angepasstheit Anpassungsfähigkeit Anstand Antrieb Anwendbarkeit
Anziehungskraft Aufgeschlossenheit Aufmerksamkeit Aufregung Aufrichtigkeit Ausbildung Ausdauer
Ausdrucksfähigkeit Ausgeglichenheit
Bedachtsamkeit Beflissenheit Beharrlichkeit Beherrschung Beliebtheit Bereitschaft Bereitwilligkeit
Berühmtheit Bescheidenheit Beschränkung Besonnenheit Bestätigung Bewusstheit Bindung
Bissigkeit Brauchbarkeit Brillianz
Charme Coolness
Dankbarkeit Demut Der Beste sein Dienst Direktheit Diskretion Disziplin
Dominanz Dreistigkeit Durchsetzungsvermögen
Effektivität Effizienz Ehre Ehrfurcht Ehrgeiz Ehrlichkeit Eifer
Eigenständigkeit Einen Unterschied machen Einfachheit Einfallsreichtum Einfluss
Einfühlungsvermögen Einsichtigkeit Einzigartigkeit Eleganz Energie Enthusiasmus
Entschlossenheit Erfahrung Erfindungsgabe Erfolg Erholung Erkenntnis Ermunterung
Ernsthaftigkeit Errungenschaft Erwartung Expertise
Fairness Familie Faszination Finanzielle Unabhängigkeit Fitness Fleiß
Flexibilität Fokus Freiheit Freude Freundlichkeit Frieden Furchtlosigkeit
Gastfreundschaft Geben Gehorsam Gelassenheit Genauigkeit Genuss Gerechtigkeit
Geschicklichkeit Geschwindigkeit Gemütlichkeit Geselligkeit Gewinnen Glaube Glaubwürdigkeit
Glück Großzügigkeit Gründlichkeit
Harmonie Hartnäckigkeit Heiterkeit Herausforderung Herkunft Herz Herzlichkeit
Hilfsbereitschaft Hoffnung Höflichkeit Humor Hygiene
Inspiration Intelligenz Intuition
Jugendlichkeit
Kameradschaft Klugheit Komfort Können Kontinuität Kontrolle Konzentration
Kooperation Kreativität
Leidenschaft Leistung Leitung Lernen Liebe Logik Loyalität
Macht Mitarbeiterführung Mitgefühl Mitwirkung Mode Motivation Mut
Nächstenliebe Neugier Nützlichkeit
Offenheit Optimismus Ordnung Organisation Originalität
Perfektion Pflicht Phantasie Präsenz Präzision Professionalität Pünktlichkeit
Realismus Reichtum Religiosität Respekt Revolution Ruhe Ruhm
Sauberkeit Scharfsinn Schlauheit Schönheit Selbstbeherrschung Selbstlosigkeit
Selbstvertrauen sicheres Auftreten Sicherheit Sieg Solidarität Sorgfalt Sparsamkeit
Spaß Spontanität Sprachkompetenz Strebsamkeit Strenge Sympathie
Tapferkeit Teamwork Träumen Treue Tugend
Überfluss Überlegenheit Überraschung Überzeugung Unabhängigkeit Unterhaltung
Unterstützung Urteilsfähigkeit
Vergnügen Vermögen Vernunft Versicherung Verständnis Vertrauen Vielfalt
Vision Vitalität Vollendung Vorsatz
Wachsamkeit Wachstum Wahrheit Weisheit Wirtschaft Wissen Wissensdurst
Witzigkeit Wohlstand Würde
Zufriedenheit Zuverlässigkeit
Diese Liste soll dir eine Ahnung geben, worum es uns hier geht. Sicher kann man noch den ein oder anderen Wert dazugeben, aber dann wird die Sache wirklich unübersichtlich. Einige Werte klingen ähnlich, müssen aber nicht unbedingt zusammengehören. Andere beschreiben durchaus auch Ähnliches, gehören also irgendwie zusammen. Das darf dich nicht erschrecken.
Und jetzt kommen wir zur eigentlichen Arbeit: Weißt du, was du unter diesen Begriffen verstehen sollst? Wenn ja, dann unterstreiche und markiere sie als bekannt. Wenn nein, dann wäre es am besten, wenn du sie über eine Suchmaschine nachfragst. Du kannst aber auch deine Eltern oder andere Erwachsene danach fragen.
Erst dann beginnst du mit der nächsten Arbeit: Welches sind deine wichtigsten persönlichen Werte? Erstelle eine Liste mit deinen persönlichen Werten. Was ist mir besonders wichtig, worauf kann und möchte ich auf gar keinen Fall verzichten. Es sollen am Ende zumindest einmal 10 Werte auf dieser Liste stehen. Ordne diese 10 nach Wichtigkeit. An erster Stelle soll der Wert stehen, der für dich am wichtigsten ist. Danach der zweitwichtigste, usw. Du kannst dich z.B. fragen, ist es mir wichtiger, eine gute Partnerschaft mit einem Freund, einer Freundin zu führen, oder steht für mich der schulische Erfolg oder Erfolg im Beruf davor? Viele Menschen stellen Liebe oder Gesundheit an erster Stelle.
Warum sollst du die Liste auch wirklich auf einem Blatt Papier aufschreiben? Weil es dir Sicherheit und Halt gibt. Gedanken sind flüchtig, heute gedacht, morgen schon vergessen. Was du selbst geschrieben hast, bleibt zur Verfügung, kannst du immer wieder herausziehen und nachlesen. Das Wiedererkennen macht die Stark und Stolz, bietet dir eine Orientierung und Sicherheit.
Festgeschriebene persönliche Werte liefern dir Klarheit und Selbstbewusstsein. Es fällt dir leichter, gescheite Entscheidungen zu treffen. Wenn du intelligente Entscheidungen triffst, erzielst du bessere Ergebnisse, bist erfolgreicher.
Denn wenn du eine Entscheidung triffst, die in Einklang mit deinen Werten steht, dann kann diese Entscheidung gar nicht wirklich falsch sein. Schließlich hast du dann berücksichtigt, was dir letztlich das Wichtigste im Leben ist.
Das Nachdenken, Aufschreiben und Ordnen deiner persönlichen Werte wird deine Lebensqualität verbessern und dir helfen, mit belastenden Situationen im Leben besser umzugehen.
Im Folgenden kannst du einige dieser Werte, die in unserem Zusammenhang wichtig erscheinen, selbst beurteilen.
Zur Erläuterung und zum besseren Verständnis, was man unter gewissen Werten konkret versteht, sind hier einige angeführt. Die Definitionen müssen nicht deiner Vorstellung von den Inhalten dieser Werte sein, aber du kannst daran erkennen, wie du bei der Erstellung deiner eigenen Werte vorgehen kannst.
Selbstbestimmung - Ich bin für mein Leben selbst verantwortlich.
Verantwortlichkeit - In Verantwortung gegenüber meinen Mitmenschen.
Selbstdisziplin - Ich respektiere das geordnete Zusammenleben.
Gerechtigkeit - Für mich gelten dieselben Regeln wie für andere.
Anerkennung - Ich erkenne die Rechte der anderen an.
Respekt - Ich respektiere diese Rechte, indem ich mein Handeln entsprechend gestalte.
Teilnahme - Ich bin bereit, das Zusammenleben aktiv mitzugestalten und mich entsprechend einzubringen.
(Kultur-)Bildung - Ich eigne mir interessiert und kritisch an, was ich an Information und Wissen brauche, um mitreden zu können.
Offenheit - Ich bin offen für Neues, Fremdes und für die Teilnahme der anderen.
Gemeinwohl - Damit es allen gut geht, ist jeder Beitrag wichtig und wertvoll.
Einsatzbereitschaft - Gemeinschaft bedeutet auch, dass ich solidarisch für meine Mitmenschen einstehe.
Freiwilligkeit - Ich engagiere mich freiwillig und ermögliche damit ein friedliches Zusammenleben durch menschlichen Zusammenhalt.
Vielfalt - Jede/r lebt sein eigenes Leben in verschiedener Tradition und Kultur.
Eigenverantwortung - Jede/r sollte, im Rahmen der eigenen Möglichkeiten, für
sich selbst sorgen können.
Leistung - Ich bin bereit, nach Kräften aktiv zum Gemeinwohl beizutragen.
Sicherheit - Ich setze mich für die Sicherheit in unserem Gemeinwesen ein –
und damit letztlich für Achtung und Schutz der Menschenwürde.
Konfliktkultur - Ich bemühe mich um gewaltfreie Konfliktlösungen im Zeichen von Respekt und Fairness.
Zivilcourage - Ich bin bereit, für eine gewaltfreie Konfliktkultur einzustehen
© Fotos Alps Residence (Annenheim)
© andere Fotos Stefan Mericka